Erfahrungsbericht – Babesiose

Autor: Eileen

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Gesundheit, Leben mit Hund

7 Min. Lesezeit

Jeanette ist 35 und lebt mit ihren Hunden Nugget, einem 1 1/2 Jährigen American Bully  und Missy einer 4 Jährigen American Staffordshire Hündin in Hessen. Auf ihrer Instagramseite Staffygirl.missy berichtet sie täglich von ihren Hunden, unter anderem auch von Nugget seiner Erkrankung.

Im ersten Teil Babesiose – krank durch Zecken Habe ich euch bereits einiges von Babesiose erzählt, in diesem Artikel lernt ihr eine andere Seite kennen, die eines Besitzers der seinen Hund durch diese Krankheit begleitet hat.  Ich freue mich das Jeanette Nuggets Geschichte von seiner Babesioseerkrankung mit euch und mir teilt. 

Nugget erkrankte im Oktober 2023. Er zeigte Samstag bereits Appetitlosigkeit, hatte aber noch ein bisschen was gefressen, ansonsten zeigte er körperlich keinerlei Einschränkungen, er wirkte zwar zwischendurch mal etwas schlapp, aber er spielte noch mit Missy normal im Garten, weswegen ich mir nichts dabei dachte. 

Sonntag morgens 9 Uhr habe ich beide in den Garten gelassen. Auch hier gab es keinerlei Anzeichen dafür das etwas nicht stimmen könnte. 

Doch als es kurz darauf Futter gab rührte Nugget es nicht an. 

Er legte sich dann auf die Couch und verbrachte fast den restlichen Sonntag dort, bis auf 2x pipi machen. Je später es wurde, desto unruhiger wurde ich. Nugget fing an im Ruhezustand am Kopfbereich an zu zittern.

Ich weis nicht ob er schlief oder nur gedöst hat. Er lag nur da und Zitterte. War aber ansprechbar. Als ich das Zittern beobachtete, musst sofort an ein Video denken, was ich vor ein paar Wochen gesehen hatte. Da war mein erster Gedanke:

Hoffentlich hat er kein Gift aufgenommen. Wir wohnen zwar im letzten Eck am Feld aber man weis ja heutzutage nie!

Abends versuchte ich ihn mit in den Garten zu nehmen.

Er stand nicht direkt auf. Schaute zwar aber kam kaum von allein hoch. Lief dann mit raus, war etwas wackelig. Ich dachte mir wieder nicht so viel dabei. Sobald er drausen war, verhielt er sich wieder normal. Ohne Wackeln oder Einschränkungen.

Missy forderte ihn auf zum spielen, aber er lehnte ab, lief wieder zum Gartentor und wollte rein.

Als wir wieder drinnen waren, legte er sich direkt wieder auf die Couch. Er war schon sehr unruhig, hat sich zwischendurch immer wieder hingesetzt und hat die Couch Seiten gewechselt. Das Zittern hatte sich mittlerweile auch normalisiert, ich habe mir gesagt, wenn das nochmal auftaucht fahre ich sofort in die Klinik. Spät Abends fing er dann an vermehrt zu hecheln und zu speicheln. Legte sich aber hin und schlief. Die Nacht über habe ich öfters gehört das er stark am hecheln war und lief zwischendurch umher und kam nicht recht zur Ruhe. Ich habe Fieber gemessen, lag bei 38 Grad, also normal erstmal für mich.

Montag morgens gegen 8 Uhr lag Nugget im Schlafzimmer, als ich die beiden gerufen habe kam von ihm fast keine Reaktion. Das war für mich das Zeichen sofort zum Tierarzt zu fahren. Ich musste Nugget helfen beim aufstehen, er konnte aber selbststandig laufen.

Draußen lief er direkt an die Mülltone und pinkelte los: Komplett dunkelroter Urin. Ich packte Nugget ins Auto und fuhr zu unsrer Tierärztin.

Obwohl sie nicht offen hatten nahm sie uns mit rein. Ihm wurde sofort ein Zugang gelegt, Blut abgenommen und Fieber gemessen.

Das Fieber war bei 41,2 Grad. Er bekam Fiebersenker und ich hatte der Ärztin währenddessen erzählt das ich mit beiden in Serbien war und ich auf Nuggi zwei Zecken krabbeln gesehen hab, die ich aber weggeschnickt habe, sie hatten sich noch nicht festgebissen. 

Die Blutergebnisse kamen und es sah sehr schlecht aus. Das einzig gute war, das seine Nierenwerte zu dem Zeitpunkt noch gut waren. Die Tierärztin hat sofort den Verdacht auf Babesiose geäußert weil alles passte. Das Hohe Fieber, Appetitlosikeit, der dunkle Urin. 

Sie verabreichte ihm Medikamente über den Zugang. Sie meinte, wir hätten keine Zeit dafür auf das Blutergebnis aus dem Labor zu warten, da es ihm schon sehr schlecht ging und er sehr schlapp war. Das Blut wurde zudem in ein externes Labor geschickt um die Probe zu untersuchen. Sicherheitshalber wurde Nugget an den Tropf gehängt, da er seit Samstag nichts mehr getrunken hatte. Futter ist die eine Sache, aber Flüssigkeit ist enorm wichtig.

Als die Infusion durchgelaufen war, wurde erneut Fieber gemessen, es ist deutlich gesunken, auf 38 Grad. Das war beruhigend.

Er bekam noch was gegen die Schmerzen gespritzt und dann durften wir erstmal nachhause. Abends mussten wir nochmal für die Medikamentengabe zum Tierarzt, da ich wollte das sie nochmal über den Zugang gegeben werden.

Aus welchen Grund?

  1. Er hat seit zwei Tagen nicht gefressen
  2. die Medikamente wirken so deutlich schneller

Vor der Praxis hat Nugget dann nochmal gepinkelt und der Urin war minimal heller als noch Mittags.

Die Antibiotika vom morgen scheinen also zu wirken.

Die Nacht verlief deutlich ruhiger wie die Nacht vorher.

Er hechelte nicht mehr, jedoch hat er sehr viel gespeichelt.

Die Tierärztin meinte, das wäre normal bei der Menge Medikamente, obwohl er auch etwas gegen Übelkeit bekommen hat. Die Tierärztin sagte es wäre wichtig das die Temperatur normal ist und das er einen wacheren Eindruck gemacht hat.

Die Gefahr war  jedoch noch nicht vorbei. 

Wir mussten noch auf das Blutergebnis aus dem Labor waten. Er wurde sicherheitshalber nicht nur gegen Babesiose behandelt, die Gefahr war zu groß das auch noch andere Viren übertragen wurden. Des weiteren braucht es einige Zeit, bis wir feststellen lassen können ob der Blutparasit „Babesia canis“ Wirklich komplett vernichtet wurde. Nugget bekam noch 10 Tage lang das Antibiotika und nach 14 Tagen noch mal 2 Spritzen und das Medikament. Dann sollte ein neues Blutbild erstellt werden, woraus dann entnommen werden kann ob alles wieder normal ist und in wieweit alles angeschlagen hat. Am selben Abend  hatte ihm Hühnchen und Reis gekocht, was er aber ablehnte.

 

Am nächsten Morgen ist Nugget zu mir aufs Bett gekommen, das war für mich ein Zeichen dafür das es ihm etwas besser ging als den Abend zuvor. Sein Urin sah auch deutlich besser aus, wieder klarer, jedoch kann man erkennen das er nicht viel trinkt. Zumindest hatte er etwas gefressen und ich konnte ihm so das Antibiotika verabreichen. Hätte er es nicht gefressen wäre ich zum Tierarzt gefahren und er hätte es über den Zugang bekommen. Gegen Nachmittag machte Nugget einen deutlich fitteren Eindruck, er wollte kurz mit Missy spielen, merkte aber selber das er noch nicht so weit war. Er war noch immer schlapper und ruhig. Ich hoffte dass das Antibiotka anschlägt und er bald wieder der alte ist.

Die Tierärztin hatte mir gesagt, ich kann von Glück reden das er so gut drauf ist. Wäre ich etwas später gekommen, hätte er eine Bluttransfusion bekommen müssen, da er kaum noch rote Blutkörperchen hatte, außerdem hätte die Niere bereits Schaden nehmen können. Da Nugget aber scheinbar ein sehr gutes Immunsystem hat und auch eine stabile, größere Rasse ist, konnte der Körper auch etwas mehr wegstecken.

Ich hatte so große Angst das er es nicht schafft!

Ich saß heulend in der Praxis, Nugget da so schlapp und Regungslos liegen zu sehen hat mich gekillt. Einfach dieses unklare, wie geht’s weiter, schlagen die Medikamente an, ist es schon zu spät…  tausend Fragen gingen mir durch den Kopf und man kann gleichzeitig garnicht klar denken.

 

Es ist erschreckend für mich dass diese Viecher so eine riesen Gefahr darstellen, größer wie manch einem bewusst ist. Ich persönlich wusste vorher nicht, das nicht alle Zeckenarten das Virus übertragen können:

Nur 2 Arten, die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) und die braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus).

Ich habe mich nie so mit diesem Thema befasst, weil ich bisher nie damit konfrontiert wurde. Cecco hatte fast nie Zecken, Missy auch nicht, Nugget hatte letztes Jahr garnichts. Erst dieses Jahr wurden Zecken ein Thema. Ich habe alles mögliche zum Schutz dagegen, es reichte scheinbar nichts aus gegen diese Biester. Unsere Tierarztpraxis bestätigte das es immer schlimmer wird.

Auch wenn eure Fellnasen geimpft sind ist das kein 100%iger Schutz, ihr seht wie es enden kann! Manchmal sind es wirklich nur Minuten, die entscheidend sind.

Es kann so schnell gehen, das habe ich jetzt selber erlebt. Achtet auf jedes kleinste Anzeichen.

Geht lieber einmal mehr zum Tierarzt bevor euer Hund so krank ist das es nicht mehr so leicht zu behandeln ist.

Insgesamt hat mich die Behandlung knapp 1500€ gekoste, dies wurde vollständig von unserer Versicherung übernommen.

Ich hoffe dieser Artikel hilft euch dabei einen besseren Einblick, ein besseres Gefühl für Babesiose zu bekommen.

Wenn ihr mehr über Zecken, Zeckenschutz und Babesiose erfahren möchtet schaut gerne in die anderen Artikel unter Zecken

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